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ირმა ბერიძე / Irma Beridze : ბოლო ჟამის ომი Die letzte Schlacht

  Irma Beridze
Die Dichter des 21. Jahrhunderts sind gezwungen, sich immer noch oder wieder mit dem Krieg zu beschäftigen. Im Unterschied zu alten Zeiten stehen aber heute keine Heldengesänge mehr im Vordergrund, sondern die zeitgenössische Lyrik protestiert vor allem gegen jede Form von Gewalt. Im georgisch-deutschen Blog von Bella Chekurishvili gibt es ab sofort eine Sammlung von ganz aktuellen Gedichten georgischer Autorinnen und Autoren zum Thema des Krieges. Diese betreffen sowohl den Russisch-Ukrainischen als auch den Russisch-Georgischen Krieg. Sie sollen das Schreckensantlitz des Krieges abbilden. 
Interlinearübersetzung: Bela Chekurishvili.
Nachdichtung: Sabine Schiffner.
 
 

იცი, ეს როგორი ომია? 

სალონიდან თმადავარცხნილი გამოდიხარ, შეხვედრაზე გაგვიანდება, 

ყურზე მიდებულ მობილურს მხრით იჭერ და ცარიელ ტაქსის ეძებ,

მაგრამ ფეხებთან მანქანა კი არ გიმუხრუჭებს, ჭურვი გისკდება.

ამ ომმა იცის სამზარეულოში ამოჩემებული შენი ადგილი - მაცივარსა და მაგიდას შორის. 

წინა კორპუსის სახურავიდან სნაიპერი ტყვიას გიმიზნებს. კისერში.

 

არცერთი ომი არ ყოფილა ასე ახლო, 

ასე შენი.

ლიფტში შენი სართულის ღილაკს თითს რომ აჭერ,

გგონია დანაღმული კაბინა ცაში ფერფლად ქცეულს გაგფანტავს. 

ეს ომი შენს შვილს უთვალთვალებს, 

სკოლიდან საცურაო აუზზე და იქიდან სახლისკენ მომავალს,

რატომღაც ჯერ არ გიკლავს. 

ეს ომი ყველგანაა. მისი ხრიალი ისმის მოშვებული ონკანიდან,

მისი კვამლის სუნი აღწევს ნიღაბში.

და იცი,

ეს არ არის მერამდენეღაც ომი

სამამულო სამოქალაქო რელიგიური, 

ეს ბოლო ომია.

დასასრულის გარეშე. 

სადაც მშვიდობა

წლევანდელი გაზაფხულივით ძალიან დიდხანს დააგვიანებს, 

ან აღარ მოვა!

 

ირმა ბერიძე

22.03.2022

 

Die letzte Schlacht 

 

Weißt du, was für eine Schlacht das ist?

Du gehst mit deiner Frisur aus dem Friseursalon heraus, du bist in Eile, du verspätest dich mit deinem Termin,

hältst dein Handy zwischen Schulter und Ohr, suchst ein freies Taxi,

aber es ist kein Auto, welches vor deinen Füßen bremst, sondern eine Granate, die vor dir explodiert.

 

Dieser Krieg kennt deinen Platz in der Küche 

zwischen dem Kühlschrank und dem Tisch

und auf dem Dach gegenüber zielt ein Schütze auf dich, direkt auf deinen Nacken.

 

Kein Krieg war so nahe bei dir,

keiner hat dich so betroffen.   

Wenn du im Fahrstuhl eine Taste drückst,

bildest du dir ein, dass aus der verminten Kabine dein Körper in viele Teile verstreut wird.

Dieser Krieg verfolgt dein Kind, welches aus dem Schwimmbad nach Hause unterwegs ist.

Unerklärlicherweise wird es noch nicht getötet.

 

Dieser Krieg ist überall spürbar. Sein Keuchen hört man aus dem Wasserhahn,

sein Geruch dringt durch die Mundschutzmaske.

Und du weißt es genau, 

dass es nicht irgendein Krieg ist,

kein Heimat-, Religions- oder Bürgerkrieg,

das ist die letzte Schlacht,

sie hat kein Ende.

Und der Frieden kommt sehr, sehr spät, wie der Frühling in diesem Jahr in Georgien,

oder er kommt gar nicht mehr. 

 

Irma Beridze

22.03.2022

 

© Interlinearübersetzung: Bela Chekurishvili, Nachdichtung: Sabine Schiffner.


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