Nato Ingorokva
Die Dichter des 21. Jahrhunderts sind gezwungen, sich immer noch oder wieder mit dem Krieg zu beschäftigen. Im Unterschied zu alten Zeiten stehen aber heute keine Heldengesänge mehr im Vordergrund, sondern die zeitgenössische Lyrik protestiert vor allem gegen jede Form von Gewalt. Im georgisch-deutschen Blog von Bella Chekurishvili gibt es ab sofort eine Sammlung von ganz aktuellen Gedichten georgischer Autorinnen und Autoren zum Thema des Krieges. Diese betreffen sowohl den Russisch-Ukrainischen als auch den Russisch-Georgischen Krieg. Sie sollen das Schreckensantlitz des Krieges abbilden.
Interlinearübersetzung: Bela Chekurishvili.
Nachdichtung: Sabine Schiffner.
მეტი რა შემიძლია...
მეტი რა მექნაო - თქვა დედამ,
რომელსაც შვილი ომში მოუკლეს.
თქვა და გაშავდა.
იდგა ჭიშკართან ცხედრის მომლოდინე
და უპეებიდან გმირი შვილის
უკანასკნელი კვნესა მოუჩანდა.
არ იყო ჩემი შვილი კაცთმოძულეო -
ებოდიშებოდა მოკლულ მტერს
და ცოცხალ მოყვარეს.
ჩემი ხელით ჩავალაგე მისი
ბოლო გზის ტანსაცმელიო -
თქვა და სიტყვა გაუშრა.
მეტი რა უნდა მექნაო...
გულზე მივიწვენ,
დედა ვარ და მიწაც.
Was kann ich tun…
Was hätte ich denn tun können – sagte die Mutter.
deren Sohn im Krieg getötet wurde.
Sagte es und wurde schwarz.*
Am Hoftor stand sie und wartete auf die Leiche
und in ihren Augenhöhlen
war der letzte Seufzer ihres Sohnes zu sehen.
Mein Sohn war kein Menschenhasser,
entschuldigte sie sich bei den getöteten Feinden
und bei ihren lebenden Nahestehenden.
Ich selbst habe ihm die Kleidung eingepackt,
für seinen letzten Weg-
sagte sie und wurde sprachlos.
Was hätte ich denn tun können ...
ich bin seine Mutter, auch ich bin Muttererde,
ich nehme ihn in meine Arme.
*im Georgischen gibt es für das Wort Schwarz in diesem Gedicht zwei Bedeutungen: 1. Schwarze/Trauerkleidung tragen und 2. Sich schämen!
© Interlinearübersetzung: Bela Chekurishvili, Nachdichtung: Sabine Schiffner.
